Wühlmaus

Familie: Arvicolidae
Deutscher Name: Wühlmaus/Schermaus
Wissenschaftlicher Name: Arvicola terrestris

Die Wühlmaus, auch Schermaus genannt, ist ein sehr gefräßiges Nagetier. Für ihre Körpergröße kann sie erheblichen Schaden anrichten; sie gehört nicht ohne Grund zu den unangenehmsten tierischen „Schädlingen“ im Garten. Sie benagt mit Vorliebe Kartoffeln, Blumenzwiebeln und Wurzelgemüse, obendrein noch die Wurzeln vieler Nutz- und Ziersträucher. Zum Leidwesen der Obstbauern stehen auch Obstbäume auf ihrem Speiseplan. Dort nagen sie an Stammbasis, Wurzelhals und Wurzeln, was im schlimmsten Fall zum Absterben des ganzen Baumes führen kann. Einige Sorten werden dabei bevorzugt, diese Vorliebe ist auf gewisse Wurzelessenzen zurückzuführen. Der Hauptschaden geschieht im Herbst und Frühwinter, wenn das Futterangebot knapp wird. Die Anwesenheit von Wühlmäusen lässt sich kaum übersehen: unregelmäßig verteilte, flache und mit Pflanzenresten durchmischte Erdhaufen. Hierbei besteht allerdings eine Verwechslungsgefahr mit Maulwurfshügeln. Wühlmäuse verfügen über ein enormes Vermehrungspotential. Regelmäßige, d. h. jährliche Regulierungsmaßnahmen sind sinnvoll.

Biologie

Aussehen
Wühlmäuse werden etwa 12-22 cm lang. Je nach Größe und Geschlecht wiegen sie zwischen 60 und 130 g. Die Ohren ragen kaum aus dem weichen Fell. Dieses kann unterschiedlich gefärbt sein, meistens ist es jedoch grau mit einer helleren Bauchseite. Charakteristisch ist der stumpfe Kopf. Der kurz behaarte Schwanz ist länger als der halbe Körper. Wühlmäuse werden 3 bis 4 Jahre alt.

Lebensweise
Die Wühlmaus ist ein Nagetier. Sie lebt die meiste Zeit als Einsiedler in Gängen im Boden, und ernährt sich überwiegend von Pflanzenwurzeln. In den Abend- und Nachtstunden verlässt die Maus für kurze Zeit ihren Bau, um sich mit Gras, Kräutern und Früchten zu sättigen. Jungtiere verlassen im Schutz von hohem Gras oder Gestrüpp auch tagsüber länger den Bau. Die Wühlmaus fühlt sich in der Nähe von Wassergräben und Böschungen sehr wohl, wo sie hohes Gras, Gestrüpp oder sonstiges Deckmaterial vor ihren Feinden schützt, und wo sie oft von Gärtnern und Obstbauern unentdeckt bleibt. Im März beginnt die Vermehrungszeit, diese zieht sich bis in den September hinein. Die Begattung findet außerhalb des Baues statt. Nach 21 Tagen wirft das Weibchen 2-6 Junge. Bei 3-4 Würfen pro Sommer können das bis zu 20 Jungmäuse je Jahr sein. Die Tiere des ersten Wurfes im Frühjahr können sich im Herbst bereits wieder fortpflanzen. Die Jungmäuse verlassen nach circa 2 Wochen den Altbau, werden selbständig und beginnen mit dem Bau eigener Röhrensysteme. Dazu suchen sie hohes Gras (Gailstellen auf Viehweiden, etc.) oder Gestrüpp auf, um geschützt vor ihren Feinden graben zu können. Nasse Sommer begünstigen das schnelle sich Eingraben der Jungmäuse, während in trockenen Sommern viele Jungmäuse von ihren Feinden vertilgt werden. Die Röhrensysteme sind von verschieden großer Ausdehnung. Da ein Teil der Nahrung der Wühlmaus aus dem ständig in das Röhrensystem nachwachsenden Wurzeln besteht, spielt die Wuchskraft der Pflanzen im Jahresverlauf eine große Rolle. Im Frühjahr sind die Baue kleiner. Mit nachlassender Wuchskraft, dem Herbst zu, werden die Baue umfangreicher; vor allem im Spätherbst, wenn die Wühlmäuse ihre Vorratskammern anlegen und mit Klee- und Kräuterwurzeln befüllen. In dieser Zeit schieben sie sehr große und typisch flache Haufen. Die Gänge verlaufen meist sehr flach unter der Grasnarbe, außer im Zentrum des Baues, wo sich 1-2 Nestkessel, 3-4 Vorratskammern und der bis zu 1m tiefe Fluchtgang befinden. Die Vorratskammern dienen als Reserve bei mangelndem Nahrungsangebot im Winter und sind gefüllt mit Wurzeln von Löwenzahn, Bärenklau, Wiesenkerbel und sonstigen Kräutern und grünen Pflanzenteilen.

Schadbild

Durch Benagen oder totales Abnagen der Baumwurzeln kann die Wühlmaus in Obstanlagen oder gärtnerischen Kulturen erheblichen Schaden anrichten. Dieser bleibt anfangs meist unbemerkt, da hauptsächlich die Baumwurzeln (im Winter) geschädigt werden („Wurzelschädling“). Die augenscheinlichen Folgesymptome treten in Form von welkenden Bäumen nach dem Austrieb oder nach der Blüte auf; stark geschädigte Bäume vertrocknen, infolge des verminderten Wassertransports von den Wurzeln in die Baumkrone. Im Frühjahr und Sommer befallene Bäume zeigen deutlichen Kümmerwuchs. Die Bäume lassen sich mit wenig Mühe aus der Erde ziehen, an den übrig gebliebenen Wurzeln sind paarige Nagespuren zu sehen.

Vorbeugende Maßnahmen und natürliche Gegenspieler

Es gibt eine ganze Reihe natürlicher Feinde der Wühlmäuse, wie Wiesel, Fuchs, Dachs, Marder, Eulen, Greifvögel und Katzen. Durch bestimmte Maßnahmen können diese willkommenen „Helfer“ geschützt und gezielt gefördert werden. In ungenutzten Ecken der Obstanlagen können große Steine zu einem Steinhaufen geschichtet werden, dies dient dem Wiesel als Wohnhöhle. Sitzstangen werden von Greifvögeln und Eulen bei der Jagd nach Mäusen genutzt. Sie sollten im Abstand von 300 m aufgestellt werden. Turmfalken werden durch das Aufstellen von Brutkästen angesiedelt. Generell sollten ausreichend Versteck- und Unterschlupfmöglichkeiten für die Tiere vorhanden sein (Hecken, etc). Katzen, als bekannte Mäusejäger, sind im Obstbaubetrieb sehr nützliche Haustiere.

Pflegemaßnahmen, wie das Freihalten des Baumstreifens und das regelmäßige Mulchen der Fahrgasse nehmen den Mäusen die Unterschlupfmöglichkeiten. Pflanzungen sollten erst im Frühjahr durchgeführt werden, den Winter über können die Bäume dann schon mal nicht angenagt werden. Wichtig ist auch das Fräsen der gesamten Fläche vor der Pflanzung; die Mäusepopulationen werden hierdurch gestört und zum Abwandern gezwungen. In Streuobstwiesen und Hobbygärten empfiehlt sich das Pflanzen in Drahtkörben aus Maschendraht. Die Maschenweite darf maximal 20 mm betragen um ein Benagen durch Wühlmäuse auszuschließen. Der Draht muss den Wurzelballen vollständig umschließen und einige Zentimeter über dem Boden eng am Stamm anliegen. In letzter Zeit laufen auch Projekte mit künstlichen Barrieren aus Maschendrahtzaun. Die Zäune sind etwa 20 cm hoch mit einer Maschenweite von <10 mm. Der Abschluss oben wird rechtwinklig nach außen gebogen, dies verhindert das Hinüberklettern der Mäuse. Damit sich die „wühlfreudigen“ Tiere nicht unter dem Zaun durchgraben, muss dieser in einer Tiefe von mindestens 50 cm sein.

Bekämpfung

Einmalige und kleinräumige Bekämpfung ist meist nur von kurzer Dauer, da Jungtiere aus den Nachbargrundstücken rasch zuwandern. Auch bei niedrigen Populationsdichten sollte eine regelmäßige, d. h. jährliche Regulierung erfolgen. Nachbargrundstücke sind, nach Absprache mit den Besitzern, ebenfalls wühlmausfrei zu halten. Bester Zeitpunkt für Regulierungsmaßnahmen ist im Herbst oder im Frühjahr, bevor sich die Tiere vermehrt haben. Im Erwerbsobstbau sollte auch in der Vegetationszeit während den Routinearbeiten die Wühlmäuse beobachtet und abgefangen werden.


Es gibt unterschiedliche Methoden:

  1. Fangen der Wühlmäuse mit Fallen
    Dies ist wahrscheinlich die billigste, umweltschonendste und, mit ein bisschen Übung, die schnellste Methode, den Wühlmäusen Herr zu werden. Und noch ein Vorteil: der Bekämpfungserfolg, nämlich die tote Maus, ist sofort sichtbar. Im Handel gibt es dafür unterschiedliche Fallentypen.

  2. Begasung der Gangsysteme
    Eine weitere, früher häufig angewandte Methode ist das Begasen der Gangsysteme mit Kohlenmonoxid. Dieses Gas ist schwerer als Sauerstoff, dieser wird daher verdrängt. Das Gas wird mit Schläuchen solange in das Röhrensystem eingeleitet, bis es an anderer Stelle wieder austritt. Die Tiere ersticken dabei. Dieses Verfahren wird in der Praxis heute kaum noch angewandt.

  3. Wühlmaus-Giftpflug
    Seit etwa 8 Jahren sind in den Erwerbsobstbaubetrieben die Wühlmauspflüge im Einsatz. Mit ihm wird entlang jeder Baumreihe ein künstlicher Gang gezogen, in welchen über einen Trichter Fraßgift für die Mäuse gelegt wird. Somit gelangen relativ große Mengen an Gift in den Boden. Die verendenden Wühlmäuse verlassen häufig noch ihr Gangsystem und werden, als leicht zu fangendes Beuteobjekt, von anderen Tieren, wie z. B. Mäusebussarden gefressen. Dies kann bei ihnen zu Vergiftungserscheinungen führen.

  4. Alternative Verfahren
    Es gibt eine Reihe alternativer Verfahren, bei dem die Wühlmäuse nicht getötet, sondern nur vertrieben werden sollen. Wie lange die Wirkung anhält, kann nicht gesagt werden. Eine Methode ist die Verwendung von geruchsinteniven Fremdgerüchen wie Knoblauch, alter Fisch oder Menschenhaare, welche in die Gänge gelegt werden. Häufig fliehen die Mäuse dabei nicht, sondern schieben lediglich das „infizierte“ Gangstück zu. Zwiebeln der roten Kaiserkrone (Fritillaria imperialis) verströmen einen Geruch nach Wildtier, dies soll Wühlmäuse vertreiben. Aber Vorsicht: die Pflanzen sind giftig. Das Einlegen von Carbid-Steinen in die Gänge der Wühlmäuse soll ebenfalls eine vertreibende Wirkung haben. Bei Feuchtigkeit entsteht ein Gas, das die Tiere nicht mögen. Neu ist ein Gerät mit seismischen Schwingungen. Es eignet sich leider nur für Vorgärten, denn es deckt eine Fläche von höchstens 800 m² ab. Die Wirkung beruht auf der Ultraschall- und Lärmempfindlichkeit der Mäuse.

Dieses "Schädlingsportrait" wurde in enger Zusammenarbeit mit Alfred Hildebrand, einem langjährigen Mitarbeiter des Schuhmacherhofs und passioniertem Mäusefänger erstellt.