Apfelsägewespe

Ordnung: Hautflügler (Hymenoptera)
Familie: Blattwespen (Tenthredinidae)
Deutscher Name: Apfelsägewespe
Wissenschaftlicher Name: Hoplocampa testudinea

Der Name Apfelsägewespe rührt vom Verhalten der Tiere her, einzelne Eier mit Hilfe eines sägeförmigen Legebohrers in den Boden der Apfelblüte zu legen. Mittlerweile ist diese Blattwespe in den meisten Regionen am Bodensee von großer wirtschaftlicher Bedeutung. Erstbefallene Früchte fallen vorzeitig ab oder zeigen bei der Ernte den charakteristischen Spiralgang. Frühblühende und weißblühende Sorten wie Gravensteiner, Idared, Boskoop, Jonagold und Topaz sind besonders gefährdet.

Biologie

Aussehen
Die Wespen erreichen eine Länge von 6-7,3 mm. Ihr kompakter Körper (keine Wespentaille) ist glänzend, oben schwarz und unten hellbraun bis orangefarben. Die Beine sind gelblich-braun. Die durchscheinenden Flügeln sind mit dunkelbraunen Adern durchzogen. Die länglichen Eier sind weiß und etwa 0,8 mm groß. Die Larven (Afterraupen) ähneln den Raupen der Schmetterlinge, sie haben aber mehr Bauchfüße als letztgenannte. Zwischen Brust- und Bauchfüßen befindet sich außerdem nur ein beinpaarloses Körpersegment. Die Afterraupen sind weißgelb mit gelbbraunem Kopf. Frühe Stadien haben einen dunklen Kopf. Charakteristisch ist ihr wanzenähnlicher Geruch.

Lebensweise
Die Apfelsägewespe fliegt während der Blütezeit der Apfelbäume. Bei sonnigem Wetter, bevorzugt am Vormittag und gegen Mittag, sind sie besonders aktiv. Ein bis zwei Wochen nach Flugbeginn findet die Eiablage statt. Das Weibchen schlitzt mit Hilfe ihres Sägeapparates den Blütenboden genau unterhalb der Kelchblätter auf. In diese Öffnung legt sie ein einzelnes Ei. Manchmal erfolgt die Eiablage auch direkt von oben in die Blüte. Nach etwa 14 Tagen schlüpfen die Räupchen. Diese bohren sich sogleich in die noch kleinen Früchte und fressen einen Spiralgang bevor sie bis zum Kernhaus vordringen. Dort nagen sie einen oder mehrere Kerne an und verhindern so die Weiterentwicklung der Frucht. Nach etwa zweiwöchigem Fraß verlassen die Raupen die erstbefallene Frucht und bohren sich in eine zweite, manchmal sogar dritte Frucht. Sind die Larven ausgewachsen lassen sie sich zu Boden fallen. Sie spinnen sich in einen erdfarbigen Kokon etwa 25 cm unterhalb der Erdoberfläche und überwintern dort. Hier wandeln sie sich in Nymphen (Ruhestadium) um. Die Verpuppung findet im darauffolgenden Frühjahr statt. Drei bis vier Wochen später schlüpfen zur Blütezeit die ersten Wespen. Die Larven können zwei bis drei Jahre im Boden überdauern. Eine Einschätzung des Befallrisikos anhand des Vorjahresbefalls ist daher unsicher.

Schadbild

Bereits kurz nach der Blüte ist der braun verfärbte Eiablageschlitz am Fruchtboden zu erkennen. Entfernt man die Staubfäden, wird das am Blütenboden abgelegte Ei sichtbar. Erstbefallene Früchte bleiben klein, sind dunkler gefärbt und auffällig behaart. Manchmal fallen sie infolge ihrer abgebrochenen Entwicklung vorzeitig ab. Verfehlen die noch jungen Larven das Kernhaus kann sich die Frucht ganz normal weiterentwickeln und kommt zur Reife. Bei der Ernte sind dann die typischen, meist von der Kelchgrube ausgehenden spiralförmigen Narben sichtbar. Diese rühren von den direkt unter der Fruchthaut verlaufenden Fraßgängen der Larven her. Zweit- und drittbefallene Früchte werden stark ausgehöhlt. Durch ein 1,5 mm großes Loch tritt eine erhebliche Menge an feuchtem, schwarzem Kot nach außen, welcher häufig die darunter liegenden Blätter und Früchte verschmutzt. Im Inneren findet man eine weißliche Larve. Sie verströmt einen charakteristischen Wanzengeruch. Sekundärbefallene Äpfel zeigen keine Narben. Sie fallen meist noch vor der Ernte ab.

Kontrolle

Der Flugverlauf kann mit Weißtafeln überwacht werden. Diese sollten in frühblühenden Sorten (Idared, Gravensteiner, etc.) aufgehängt werden. Die Schadensschwelle liegt bei 30-40 Wespen je Kreuzfalle (Blütenansatz beachten). Der Befall sollte zusätzlich auch visuell kontrolliert werden. Als kritische Zahl gelten 3-5 % befallene Fruchtbüschel im Mai und Juni des Vorjahres.

Bekämpfung

Eine speziell gegen die Apfelsägewespe gerichtete Behandlung ist nur in extremen Befallslagen und bei geringem Blütenansatz notwendig. In Jahren mit übermäßigem Blütenansatz tragen sie zur natürlichen Fruchtausdünnung bei.