Schwebfliege

Ordnung: Zweiflügler (Diptera)
Familie: Schwebfliegen (Syrphidae)

Es gibt viele verschiedene Arten von Schwebfliegen, welche sich stark in Größe, Farbe und Form unterscheiden. Die ausgewachsenen Fliegen werden aufgrund ihrer gelb-schwarzen Zeichnung auf dem Hinterleib häufig mit Bienen und Wespen verwechselt. In Unterscheidung zu den Wespen besitzen die Schwebfliegen nur ein Flügelpaar und keine eingeschnürte Taille. Ihr zeitiges Erscheinen im Frühjahr und ihr enormes Vermehrungs- und Fraßpotential (bis zu 80 Blattläuse pro Tag) machen sie zu wichtigen Blattlaus- und Blutlausfeinden im Obstanbau. Räuberisch leben nur die Larven, die ausgewachsenen Schwebfliegen ernähren sich von Blütenpollen und Nektar. Der Name „Schwebfliege“ rührt vom charakteristischen Flugverhalten der Tiere her: diese können den Flug plötzlich unterbrechen und über längere Zeit am selben Fleck in der Luft schweben, ähnlich dem Kolibri.

Biologie

Aussehen

Die weißen Eier sind 1 mm lang und haben eine genetzte Oberfläche. Sie werden einzeln oder in kleinen Gruppen direkt in die Blattlauskolonien abgelegt. Die 10-20 mm langen Larven laufen vorne spitz zu. Sie besitzen keine Kopfkapsel und sind blind. Dies ist ein einfaches Unterscheidungsmerkmal zu den mit Kopfkapseln versehenen Schmetterlingsraupen. Aufgrund fehlender Beine sind die Schwebfliegenlarven nicht sehr mobil. Ihre Färbung ist unterschiedlich. Je nach Art haben sie einen grünlichen, bräunlichen, schwarzen oder durchscheinenden Körper. Die tropfenförmigen, braunen Puppen sind 8-10 mm lang. Man findet sie an Blättern und Trieben. Die Fliegen sind gelb-schwarz gestreift und etwa 10-14 mm lang. An deren Kopf befinden sich rautenförmige Augen und kurze Fühler.

Lebensweise

Der Entwicklungszyklus unterscheidet sich von Art zu Art. Die Überwinterung erfolgt als Larve, Puppe oder befruchtetes Weibchen. Es erscheinen eine bis mehrere Generationen pro Jahr.

Bedeutung

Die ausgewachsenen Fliegen sind reine Blütenbesucher. Sie ernähren sich von Blütenpollen, Nektar und Honigtau. Doldenblütler, wie Bärenklau, Wiesenkerbel und Wilde Möhre werden besonders gerne angeflogen. Die Weibchen besitzen bei der Eiablage ein sehr ausgeprägtes Suchverhalten was Blattlauskolonien betrifft. Ihre hohe Beweglichkeit ermöglicht ihnen eine relativ schnelle Neubesiedlung befallener Bäume. Ein Weibchen legt 50-100 Eier. Aus ihnen entwickeln sich die räuberisch lebenden Larven. Diese ernähren sich vor allem von Blut- und Blattläusen. Bis zu ihrer Verpuppung saugen sie mehrere Hundert Läuse aus. Holunder, Schneeball, Getreide und verschiedene Kräuterarten werden von Läusen gerne befallen. Schwebfliegen sind eine der ersten räuberisch lebenden Insekten im Frühjahr. Sie können daher frühzeitig gegen Blattläuse, wie zum Beispiel die Apfelgraslaus, vorgehen und ihre Population aufbauen. Später im Jahr helfen sie bei der Regulierung der wirtschaftlich bedeutsameren Blattlausarten (Mehlige Apfelblattlaus in eingerollten Blättern, Faltenläuse).

Schonung und Förderung

Schwebfliegen reagieren empfindlich auf den Einsatz von bestimmten Insektiziden. Neben der direkten Bekämpfung kommt es zu einer indirekten Schädigung infolge verringertem Nahrungsangebot. Unnötige Spritzungen deshalb vermeiden. Als Blütenbesucher sind die Schwebfliegen auf ein breites und dauerndes Blütenangebot angewiesen. Randstreifen sollten deshalb nicht so häufig gemulcht werden. Sträucher und Hecken dienen den Tieren als Überwinterungsquartier und als Reserve bei knappem Nahrungsangebot.

Kontrolle

Visuell auf Eier und Larven ab dem Auftreten der Graslaus (Ende März/Anfang April). Larven findet man auch in der Klopfprobe. Generell gilt: es werden nur Tiere gefunden, wenn auch ein Befall durch Blatt- bzw. Blutläuse vorliegt.

Beobachtungen aus der Praxis

  • Wird im Frühjahr eine Spitzung gegen den Apfelblütenstecher durchgeführt, werden die im Grunde wenig schädigenden Grasläuse zwangsläufig mitdezimiert. Anfang April sind daher keine oder nur wenige Blattlauskolonien vorhanden, in welche die Schwebfliegen ihre Eier ablegen können. Die bei der Ende April durchgeführten Bekämpfung der Mehligen Apfelblattlaus nicht erfassten Läuse können sich dann ungestört vermehren, da keine oder nur wenige Schwebfliegenlarven unterwegs sind.
  • Ein schwacher Befall der Graslaus im Frühjahr oder ein schwacher Befall der Grünen Apfelblattlaus im Sommer kann durch das Zusammenspiel von Schwebfliegen und Räuberischer Apfelblattgallmücken ausreichend reguliert werde. Die flugfähigen Läuse sind jedoch auch Überträger verschiedener Krankheiten. Im Sommer sollte daher das Feuerbrandrisiko abgewägt werden. Liegt in näherer Umgebung ein Befall vor, sollte vorsichtshalber eine Blattlausspritzung durchgeführt werden.
  • Schwebfliegenlarven könnten auch einen starken Lausbefall dezimieren, jedoch ist der Schaden an den Blättern, Trieben und Früchten dann meist schon zu hoch, gerade beim Befall durch die Mehlige Apfelblattlaus bzw. die Apfelfaltenläusen.