Pheromonfallen

Pheromone sind chemische Substanzen, die von einem Individuum abgegeben werden und bei einem anderen artgleichen Individuum eine spezifische Verhaltensreaktionen auslösen. Diese Kommunikation auf „chemischem“ Wege funktioniert nicht bei „artfremden“ Individuen. Pheromone wirken bereits in geringsten Konzentrationen. Bereits in den dreißiger Jahren erkannte man die Bedeutung von Pheromonen für den Pflanzenschutz. Die intensive Forschung auf dem Gebiet der Insektenlockstoffe setzte sich aber erst in den siebziger Jahren fort. Heute ist die chemische Zusammensetzung der Lockstoffe der wirtschaftlich wichtigsten Schadschmetterlinge im Obstbau identifiziert. Dieses Wissen ermöglichte die Herstellung synthetischer Pheromone, welche im heutigen Pflanzenschutz bei der Flugüberwachung der Falter und der Verwirrung zum Einsatz kommen.

Überwachung mittels Pheromonfallen

Ein biotechnisches Verfahren zur Überwachung von Schadschmetterlingen ist das Aufhängen von Pheromonfallen. Das Fangprinzip dieser Fallen beruht auf dem natürlichen Fortpflanzungsverhalten der Falter. Die paarungsbereiten Weibchen senden Duftstoffe aus, die Pheromone, von denen artgleiche Männchen über einige hundert Meter Entfernung angelockt werden. In der Falle befindet sich ein Gummistopfen, auf den die synthetische Kopie des natürlichen Lockstoffs der Weibchen formuliert wurde. Diese „künstliche“ Pheromonquelle lockt die Männchen in gleichem Maße an. Sie fliegen in die Falle und bleiben an dem mit Leimpapier ausgekleideten Boden kleben. Jede Art hat ihren spezifischen Lockstoff. Dieser setzt sich aus mehreren Substanzen in genau definiertem Verhältnis zusammen. Aus diesem Grund werden nur Männchen der gleichen Art angelockt. Mit Hilfe der Pheromonfalle kann der Flugverlauf eines bestimmten Schadschmetterlings zuverlässig erfasst und daraus der optimale Termin für eine Pflanzenschutzmaßnahme abgeleitet werden. Die Höhe des Fallenfangs gibt zudem Aufschluss über die Populationsdichte des Schädlings. Sie ist ein gutes Entscheidungskriterium bei der Frage ob und welche Bekämpfungsmaßnahmen sinnvoll sind. Werden Flugverlauf und Populationsdichte bei der Bekämpfungsstrategie berücksichtigt, kann der Insektizideinsatz deutlich verringert werden. Für die wirtschaftlich bedeutsamsten Schadschmetterlinge im Obstbau sind zahlreiche Fallentypen verschiedenster Hersteller im Handel erhältlich. Die Kosten pro Falle betragen etwa 15,- €.

Folgende Punkte sind beim Aufhängen der Pheromonfallen zu beachten:

  • etwa eine Woche vor erwartetem Flugbeginn (Warndienstmeldung) Fallen aufhängen
  • eine Falle je Schmetterlingsart und Hektar
  • Anbringung in Augenhöhe im Kronenbereich, Falleneingänge müssen frei zugänglich sein
  • Fallen gleicher Schädlingsarten müssen in einem Abstand von mindestens 50 m aufgehängt werden, für unterschiedliche Arten reicht ein Abstand von 10 m
  • Pheromonköder hat eine Wirkungsdauer von 6-8 Wochen, danach muss er erneuert werden
  • Leimboden bei starker Verschmutzung auswechseln
  • wird der Fallenkörper über mehrere Jahre hinweg verwendet, sollten von Jahr zu Jahr nur Köder der gleichen Schmetterlingsart eingesetzt werden; Mischfänge werden so vermieden

Pheromonfallen eignen sich lediglich zur Überwachung, nicht aber zur Bekämpfung von Schadschmetterlingen.

Schädlingsbekämpfung mit Pheromonen?

Ein weiteres biotechnisches Verfahren, das auf dem natürlichen Fortpflanzungsverhalten der Schmetterlinge beruht, ist die Verwirrungstechnik. Dabei werden synthetische Kopien des weiblichen Lockstoffs auf Dispenser aufgebracht. Diese wirken wiederum als künstliche Pheromonquellen. Die Dispenser werden in großer Anzahl, man rechnet etwa 500 Stück je Hektar, auf die Bäume einer Anlage verteilt. Auf diesem Wege entsteht eine gleichmäßig verteilte „Pheromonwolke“, welche die natürlichen Lockstoffe der Weibchen überdeckt. Die Männchen können ihre weiblichen Artgenossen nicht mehr finden, eine Befruchtung findet nicht statt und die Populationsdichte bleibt gleich. Der Erfolg der Verwirrungsmethode sollte mit der oben erwähnten Pheromonfalle kontrolliert werden. Bei funktionierender Verwirrung dürften keine oder nur wenige Falter (<5-10 Falter) gefangen werden. Höhere Fallenfänge (>10 Falter) weisen auf eine höhere Populationsdichte hin, die Gefahr von Zufallsbegattungen nimmt zu. Der Zuflug bereits begatteter Weibchen aus Nachbaranlagen kann mit der Verwirrungsmethode nicht unterbunden werden.

Folgende Punkte sind bei der Ausbringung der Dispenser zu beachten:

  • Grundsätzlich gilt: je größer die zu verwirrende Fläche, desto besser die Wirkung; Anlagen unter 0,5 ha eignen sich nicht für die Verwirrung
  • Ausbringungszeitpunkt: kurz vor Beginn des Falterfluges
  • Gleichmäßige Verteilung der Dispenser in der Anlage, dabei die Ampullen im oberen Baumdrittel aufhängen
  • Dispenser sollten in der Schattenzone aufgehängt werden
  • Randbehandlung: in den Randreihen die Ampullen in engerer Abfolge aufhängen; Hecken, Solitärbäume und Streuobstwiesen in näherer Umgebung (10-100 m) mitbehandeln